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Abbruch auf Beziehungsebene befürchtet

Corona bremst die Arbeit mit Konfirmanden aus – Die Ludwigshafener Pfarrerin Kerstin Bartels berichtet

Mit ihren Kolleginnen Barbara Schipper und Birgit Kiefer betreut Pfarrerin Kerstin Bartels 25 bis 30 Konfirmanden aus den Ludwigshafener Kirchengemeinden Mundenheim, Jona und Süd. Schon im Herbst teilten die Pfarrerinnen den Kurs in Kleingruppen auf, damit überhaupt Treffen möglich waren. „Wir waren zum Thema Leben und Sterben auf dem Friedhof“, sagt Bartels.

Der gemeinsame Konfirmationsnachmittag einmal im Monat musste aufgegeben werden. Stattdessen kamen die Konfirmanden in Videokonferenzen zusammen. „Das klappt mehr oder minder gut“, konstatiert Bartels. Zwar versuche sie, die Sitzungen methodisch aufzulockern mit Videos oder Abstimmungstools, die ein gewisses Gemeinschaftsgefühl stiften könnten. Allerdings sei die Gruppe extrem heterogen, was die technische Ausstattung angehe. Einige hätten kein WLAN zu Hause. „Ich bin schon froh, wenn sie sich überhaupt angemeldet bekommen“, sagt Bartels. Sich mit der Kamera sichtbar zuzuschalten, empfänden viele außerdem als unangenehm. „Etliche tauchen hier ab“, sagt Bartels.

Immer wieder wurden die Pfarrerinnen kreativ, um auf die Lockdown-Regeln zu reagieren. Weil das geplante Diakoniepraktikum in den Sommerferien ausfallen musste, animierten sie die Jugendlichen zu „Challenges“. Konfirmanden halfen in der Suppenküche mit, kauften für andere ein, erledigten Gartenarbeit in Kindergärten, musizierten für Senioren. Ihre Erfahrungen flossen in zwei Gottesdienste – mit Fotos und Texten.

Doch nicht alles funktioniert online. „Unsere Abschlussfreizeit Ende Januar haben wir abgesagt“, sagt Bartels. „Wir hatten noch auf ein Wochenende in Ludwigshafen gehofft, das klappt auch nicht.“ Inzwischen laufen Planungen für einen „Zoom“-Gottesdienst. Und schon jetzt ist klar: Eine Konfirmation im Frühjahr wird es nicht geben. „Wir haben den Termin vor die Sommerferien verschoben.“ Bartels gesteht ein, dass etliche Themen unbesprochen bleiben werden. „Da ist ein großes Vakuum, alles ist nicht nachholbar.“

Noch düsterer sieht es für den Jahrgang aus, der im Herbst begonnen hat. „Normalerweise haben wir einen Kennenlerntag mit großer Gruppe“, sagt Bartels. „Wir planen jetzt einen solchen Tag per Videokonferenz.“ Bartels schmerzen die ausgefallenen Treffen. „Es fehlen die Gespräche zwischen den Einheiten, Anknüpfungspunkte, wenn jemand von einem Thema betroffen ist, das, was beiläufig passiert, das nicht Planbare“, sagt die Pfarrerin. Und sie hat Sorgen. „Wir haben einen Abbruch auf Beziehungsebene.“ Dieser Abbruch, so Bartels, könnte dazu führen, dass Konfirmandenjahrgänge weiter zusammenschmelzen; und letztlich auch die Jugendarbeit darunter leidet. flor

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Konfirmationen schon wieder fraglich: Gottesdienst 2012 in Kaiserslautern. Foto: Archiv
Konfirmationen schon wieder fraglich: Gottesdienst 2012 in Kaiserslautern. Foto: Archiv