|   Kommentar

Das Fundament der Gemeinschaft pflegen

von Florian Riesterer

Der Lockdown stellt Konfirmandinnen und Konfirmanden, Pfarrerinnen und Pfarrer auf eine harte Probe. Im vergangenen Jahr schon mussten etliche Konfirmationen wegen der Pandemie verschoben werden. Pfarrerinnen und Pfarrer hielten den Kontakt per Telefon, Mail oder Videokonferenz. Viele feierten im Herbst im Freien oder in Kleingruppen das Fest nach.

Einige entschlossen sich, die Konfirmation aufs Frühjahr zu verschieben in der Erwartung von mehr Normalität im neuen Jahr. Und hoffen nun – wie der Konfirmandenjahrgang 2020 aus Gries um Pfarrerin Ute Stoll-Rummel – auf ein abflauendes Infektionsgeschehen, um endlich konfirmiert zu werden. Andernorts warten die neuen Präparanden sehnsüchtig auf ihr erstes Treffen überhaupt, während erste Kirchengemeinden angekündigt haben, auch dieses Jahr erst im Sommer oder danach zu konfirmieren.

Gespräche mit Pfarrerinnen und Pfarrern quer durch die Landeskirche zeigen: Die Verantwortlichen sind kreativ, reagieren auf die Corona-Verordnungen und nutzen die Angebote der Landeskirche. Schulungen des Instituts für kirchliche Fortbildung für digitale Möglichkeiten in der Konfi-Arbeit haben eine hohe Nachfrage, berichten die Pfarrer Roland Braune und Andreas Große.

Doch so schön die Technik ist, so sehr digitale Möglichkeiten die Konfirmandenarbeit bereichern, sie sind nicht der Kern. Das Smartphone einbinden, heißt, die Jugendlichen ein Stück in ihrer Lebenswirklichkeit ernst nehmen, ihre Perspektive einnehmen. Was aber in der Pandemie auch deutlich wird, ist, dass die realen Begegnungen das Fundament bilden. Jugendliche lechzen nach gemeinsamen Unternehmungen innerhalb ihrer Konfirmandengruppe – selbst mit dem Handy in der Hand.

Kirche ist Gemeinschaft. Wo Konfirmandenarbeit das vermitteln kann, lebt sie, hat sie trotz sinkender Gruppengrößen eine Chance. Wenn Konfirmandenfreizeiten und -wochenenden abgesagt werden müssen, fehlt Essenzielles. Ein Anruf des Pfarrers, der Pfarrerin, ein Gespräch am Gartenzaun vermitteln zumindest dem einzelnen Konfirmanden das Gefühl: Ihr seid wichtig, ihr seid nicht vergessen – und: Wir sind ein Team.

Mehr denn je muss Konfirmandenarbeit Beziehungsarbeit sein – erst recht an der Schnittstelle zur Jugendarbeit. Wenn sie nur Wissensvermittlung oder Anwesenheitskontrolle per „Zoom“ ist, läuft sie Gefahr, sich in der Pandemie selbst abzuschaffen, erst recht, weil immer mehr Jugendliche online-müde werden, ganz zu schweigen von jenen ohne Zugang zu dieser Technik. Gut, dass dieses Risiko etliche Hauptamtliche erkannt haben und gegensteuern. Auch wenn es definitiv mehr Arbeit macht. Denn die Erfahrungen aus dieser Zeit wird der erste Corona-Konfirmandenjahrgang auch an Geschwister, Eltern und Freunde weitergeben. Die Krise wird die Konfirmandenarbeit prägen – so oder so.

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Florian Riesterer
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