|   Glosse

Die Politik will vom Fußball lernen

von Klaus Koch

Die kommerzielle Blutgrätsche der großen europäischen Fußball-Clubs ging zunächst einmal ins Leere. Es wird keine Superliga ohne Auf- und Absteiger und mit Milliardensummen von Investoren geben. Außer Real-Präsident Perez und Juventus-Chef Agnelli machen jetzt alle so, als hätten sie sowieso nicht gewollt. Auch der omnipräsente Jürgen Klopp, Trainer des zunächst an dem Schwachsinn beteiligten FC Liverpool, kommentiert die Sache. Er und seine Spieler, so lässt er wissen, hätten von nix gewusst und schon gar nix damit zu tun. Aha! Sprüche-Kloppo und seine Spieler sollten vielleicht mal auf ihren Kontoauszügen nachschauen, wer da regelmäßig so unanständig viel Geld draufschaufelt, dass er sich nicht mehr anders zu finanzieren weiß als durch irre Superliga-Ideen.

Aber egal. Das Ding ist begraben. Zumindest im Fußball. In der Politik sollen Laschet, Scholz und Lindner jedoch die Angelegenheit aufmerksam verfolgt haben. Alle drei haben unbestätigten Gerüchten zufolge schon mit Perez und Agnelli telefoniert. Denn wenn es schon kein geschlossenes System im Fußball gibt, dann vielleicht in der Politik. Die Zusammensetzung des Bundestags wird nach einem Schlüssel ermittelt, dessen Grundlage die Wahlergebnisse der letzten fünf Legislaturperioden ist. Aufwendige Wahlen und Wahlkämpfe könnten so eingespart werden. Wenn der Fußball keine Fans mehr braucht, was sollen die Parteien dann mit Wählern?

Nur die Finanzierung der Diäten könnte ein Problem sein. Die Partei-Manager sind sich nicht sicher, ob die Zuschauer (nein, die Wähler) bereit sind, für ein Spektakel zu zahlen, bei dem keinerlei Rücksicht auf sie genommen wird. Aber es zeichnet sich eine Lösung ab. Wie im Fußball könnten Investoren die Rettung sein. Sicher finden sich in der deutschen Hochfinanz und bei deutschen Großunternehmen willige und vor allem großzügige Spender. Die einschlägig versierten Vermittler Georg Nüßlein (vormals CSU) und Nikolas Löbel (vormals CDU) sollen bereits vielversprechende Kontakte angebahnt haben.

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Manch großem europäischen Fußballverein ist nichts mehr heilig: Schon gar nicht der Fan. Foto: epd
Manch großem europäischen Fußballverein ist nichts mehr heilig: Schon gar nicht der Fan. Foto: epd