Das Boot und ich
Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Taube von Noah. Noah, das ist der Zweibeiner, der unser Rettungsschiff gebaut hat. Verrückter Typ! Der baut ein Schiff auf dem trockenen Land! Ein Rettungsschiff für meine Familie. Und seine. Und für Familie Esel, Familie Schaf, Familie Maus, Familie Löwe, Familie Giraffe … und alle anderen Tierfamilien. Für alle ist Platz in der Arche. Nur die Fische sind nicht eingeladen. Die riechen komisch. Außerdem können die ja schwimmen.
Und jetzt sind alle zusammen auf der Arche, so nennt Noah unser Schiff. Und dann regnet es wie aus Eimern. 40 Tage lang. Der Regen kommt von oben, von vorne, von der Seite, von überall! Kurze Zeit später steht alles unter Wasser. Es schaukelt. Es riecht streng. Und es ist tierisch laut! Die Affen machen Theater, und die Elefanten posaunen herum, dass sie seekrank sind. Und dann der Lärm vom Regen, der auf das Dach prasselt!
Doch plötzlich ist es ganz still. Der Regen hat aufgehört! Und alle lauschen gespannt, ob es wirklich der letzte Regentropfen war, den sie gerade gehört haben. Rumms! Die Arche setzt auf einem Berg auf. Hast du schonmal ein Schiff auf einer Bergspitze gesehen? Noah auch nicht. Darum ruft er mich. Mich und einen Raben. Wir sollen aus der Luft die Gegend erkunden. Ein wunderbares Gefühl: endlich wieder frische Luft, endlich wieder fliegen und frei sein! Aber es ist immer noch überall Wasser. Wir müssen zurück zur Arche.
Eine Woche später schickt uns Noah nochmal los. Hin und wieder sehe ich, dass die Spitzen der Berge aus dem Wasser ragen. Sieht lustig aus. Und ein Ölbaum hat sich so lang gemacht, dass sogar einige seiner Zweige aus dem Wasser schauen. Ich breche einen kleinen Zweig ab und bringe ihn Noah. Der wird Augen machen! Tatsächlich: Noah ist ganz aus dem Häuschen, als er mich mit dem Zweig im Schnabel sieht. Er singt und tanzt.
Einige Tage später ist das Wasser verschwunden. Noah öffnet die Türen. Alle Tiere gehen an Land und schauen in den Himmel – als ob sie danke sagen wollten. Und siehe da! Gott hat einen wunderschönen Regenbogen in den Himmel gemalt. Alle stehen staunend unter diesem Regenbogen. Sogar die Affen sind mucksmäuschenstill. Da hören wir Gott in unserem Herzen. Er sagt: Immer wenn ihr einen Regenbogen seht, sollt ihr euch an das Versprechen erinnern, das ich euch jetzt gebe:
„Solange es die Erde gibt, soll nie mehr die Welt untergehen! Und selbst wenn der Himmel noch so schwarz ist, sucht nach dem Regenbogen! Der Regenbogen ist meine Art zu sagen: Ich sehe dich, du bist mir wichtig, ich liebe dich – und ich setze für dich Himmel und Erde in Bewegung.“
Aber jetzt muss ich weg. Denn ich baue mir endlich wieder ein normales Nest. Ein trockenes Nest, das nicht schaukelt. In einem Baum, wo ich eine gute Regenbogen-Aussicht habe. Und du?