Sicher, die Zeiten sind nicht einfach, und es wäre schön, in einer Synode wichtige Entscheidungen von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren. Aber eigentlich geht das auch digital. Und warum sollte Kirche nicht können, was der Rest der Welt schon praktiziert. Problematisch wird es aber, wenn die Pandemie dafür herhalten soll, überfällige Weichenstellungen gar der nächsten Landessynode in die Schuhe zu schieben.
Die Corona-Pandemie verschärft die kirchliche Situation, sie entschuldigt keine Versäumnisse. Ihre Auswirkungen werden die Prognosen, auf denen die kirchlichen Finanzplanungen beruhen, nicht verbessern. Und die Konsolidierungskommission macht in ihrem Bericht schon deutlich, dass die gute Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen der vergangenen Jahre nicht von Dauer sein kann. Auch ohne Pandemie sinken die Mitgliederzahlen der Landeskirche, während die Ausgaben vor allem im Personalbereich steigen und die Gefahr unausgeglichener Haushalte weiter wächst.
Die Kommission fordert in ihrem Bericht „Zukunft sichern – Neues wagen“ zu mutigen Entscheidungen auf und lehnt tapfere Gedanken nicht rundweg ab. Allgemeine Zustimmung dürfte dabei die ökumenische Zusammenarbeit mit dem Bistum erhalten. Nicht zuletzt durch die Deckungsgleichheit der Kirchengebiete hat sie ein großes Potenzial: in der Verwaltung und bei den gesamtkirchlichen Diensten, auf der Ebene der Kirchenbezirke und der Kirchengemeinden zum Beispiel im Bereich der gemeinsamen Nutzung von Immobilien.
Überlegungen über eine mögliche Fusion mit anderen Landeskirchen hat die Kommission hingegen nicht weiterverfolgt, „da eine parallele Bearbeitung beider Prozesse nicht sinnvoll erscheint“, heißt es in dem Bericht. Kategorische Absagen klingen anders – insbesondere in Zeiten der Pandemie, die gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur digital verstärkt. Es ist bereits zu lesen und zu hören, dass eine Reformdiskussion innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) blubbernd gärt. So hat eben erst Thies Gundlach, Vizepräsident im Kirchenamt der EKD, in der Monatszeitschrift „Zeitzeichen“ die Nordkirche, Berlin und Mitteldeutschland als gute Fusionsbeispiele angeführt.
Und es ist zu befürchten, dass Gundlach mit seiner Sicht am Ende recht behält: Ohne finanzielle Bedrängnis sind Reformen nur sehr schwer umzusetzen. In den 20 evangelischen Landeskirchen gibt es eine ganze Reihe schwerwiegender Probleme, die lautstark beschwiegen werden, obwohl doch „alle wissen, dass diese Elefanten viel zu schwer sind, um sie in die Zukunft mitzuschleppen“. Und so hebt auch der längst vorliegende Bericht hervor, fast jede Diskussion habe aufgezeigt, dass „eine Zukunftswerkstatt auf den Weg gebracht werden sollte“. Also: Zukunft sichern – Neues wagen.
Zusammenfassung des Berichts: www.kirchenbote-online.de/aktuell