Der Gemeindebrief „Dreiklang“ der protestantischen Jona-Kirchengemeinde Ludwigshafen ist Gewinner des Hermann-Lübbe-Preises für Gemeindepublizistik 2021. Die vom Kirchenboten ausgeschriebene Auszeichnung wurde von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst im Herz-Jesu-Kloster in Neustadt verliehen. Der Sonderpreis der Kirchenpräsidentin geht an die Redaktion des neuen ökumenischen Gemeindebriefs „Uffgebasst!“ der protestantischen Kirchengemeinde Birkenheide im Dekanat Bad Dürkheim-Grünstadt.
Die von meist Ehrenamtlichen erstellten Gemeindebriefe seien für Kirchengemeinden ein wichtiges „Instrument der Beziehungspflege“, würdigte die Kirchenpräsidentin. Auch unregelmäßige Kirchgänger oder nicht kirchlich verbundene Menschen würden durch die regelmäßigen Publikationen erreicht und könnten dadurch am Gemeindeleben teilnehmen. „Gemeindebriefe sind etwas enorm Sinnvolles, für das wir als Kirchen dankbar sein wollen“, sagte Wüst. Mehr als 90 Prozent der 395 Kirchengemeinden in der Pfalz und Saarpfalz hätten einen Gemeindebrief, informierte „Kirchenboten“-Chefredakteur Hartmut Metzger.
Der Gemeindebrief „Dreiklang“ habe die Kirchengemeinden Ludwigshafen-West, Ludwigshafen-Hemshof und Ludwigshafen-Mitte seit November 2011 auf ihrem Weg zur Fusion begleitet und berichte seither über das dortige vielfältige Leben, urteilte die Jury. Klar gegliedert zeige sich der dreimal jährlich erscheinende Gemeindebrief mit vier farbigen Umschlagseiten auf den 78 Innenseiten im Schwarz-Weiß-Druck. Die Publikation im Din-A5-Format mit einer Auflage von 3500 Exemplaren gliedere ihre Angebote inhaltlich und regional, blicke aber auch über die Region hinaus und setze thematische Schwerpunkte in verschiedenen Stilformen und Serien.
Der Sonderpreis der Kirchenpräsidentin würdigt die Arbeit des ökumenischen Redaktionsteams des Gemeindebriefs „Uffgebasst!“ der protestantischen Kirchengemeinde Birkenheide. Die erstmals im Juni erschienene 28-seitige Publikation zeige auf wenigen Seiten exemplarisch das kirchliche Leben in Birkenheide auf, heißt es. „Uffgebasst!“ erscheine viermal jährlich farbig im Din-A5-Format in einer Auflage von 2000 Exemplaren und löse den alten Gemeindebrief der Kirchengemeinde ab. Der Gemeindebrief in seiner klar gegliederten und ökumenischen Themenvielfalt werde kostenlos an alle Haushalte in Birkenheide verteilt.
In seinem Vortrag wies der Germersheimer Dekan Michael Diener auf die große Chance der Digitalisierung für die Gemeinden hin. Die Corona-Krise habe digitale Formate wie Online-Gottesdienste oder Predigt-Podcasts vorangebracht, sagte Diener, der dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie dem Aufsichtsrat im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik angehört. Dabei müsse die Kirche aber ethisch und theologisch verantwortlich handeln, etwa mit Blick auf den Datenschutz und digitale Teilhabe oder auch bei der Frage, ob ein digitales Abendmahl möglich sei. Diener wies darauf hin, dass die EKD digitale Projekte in Kirchengemeinden fördere.
Seit mehr als 20 Jahren zeichnet das in Speyer erscheinende Sonntagsblatt Kirchenbote die Gewinner des Lübbe-Preises für Gemeindebriefe aus. Der nach Hermann Lübbe, dem langjährigen Chefredakteur des Sonntagsblatts, benannte Preis ist mit 600 Euro, der Förderpreis der Kirchenpräsidentin mit 400 Euro dotiert. Beide Preise sollen die Arbeit der Gemeindebriefmacher unterstützen. Alexander Lang
Wiedererkennbare Struktur durch feste Rubriken im Blatt
Ökumenischer Gemeindebrief in Birkenheide hat Redaktion aus je vier Protestanten und Katholiken – Ludwigshafen mit Pfarrerkompetenz
Wie kommt man auf die Idee, einen ökumenischen Gemeindebrief wie „Uffgebasst“ in Birkenheide zu machen? „Die katholische und protestantische Kirche stehen einander direkt gegenüber, und es gibt eine lange ökumenische Tradition im Ort“, begründet Gemeindepfarrer Max Niessner die Entscheidung, als er im März frisch ins Pfarramt kam.
Das Redaktionsteam besteht daher aus vier protestantischen und vier katholischen Mitgliedern. Jede und jeder übernimmt Aufgaben, die ihr oder ihm liegen und in feste Rubriken umgesetzt worden sind. Simone Lorang etwa macht die CVJM-Seite, Ursel Ofer die Witzrubrik, Jessica Holz die Kinderseite mit Basteltipps, und Andrea Gottschlich gestaltet die Rubrik „Leute von hier“, in der Menschen im persönlichen Porträt vorgestellt werden. Pfarrer Max Niessner steuert Fotos für die Artikel bei, macht die Schlussredaktion und gestaltet das Layout. Ihm sei wichtig, in den Din-A5-Heften à 24 oder 28 Seiten mit festen Rubriken eine wiedererkennbare Struktur zu gewährleisten. Gleichwohl solle es auch Wechsel von Ausgabe zu Ausgabe geben. Etwa bei der breiten Farbleiste am Seitenfuß und als Umrahmung des Titels. „Die Farbe richtet sich nach derjenigen, die gerade im Kirchenjahr dran ist“, so Niessner.
Noch ist die Zahl der Werbeanzeigen überschaubar. Die Erlöse könnten die rund 2300 Euro Kosten pro Jahr noch nicht aufwiegen. „Aber wir arbeiten daran, und unserem inserierenden Obst- und Gemüsefachgeschäft habe ich sogar eine bunte, ansprechende Anzeige gebastelt“, sagt der Pfarrer. Innovation der neuesten Ausgabe ist ein Einleger: das herausnehmbare Gottesdienst-Doppelblatt, das nicht nur die protestantischen Gottesdienste in Birkenheide, sondern auch im nahen Ellerstadt, Friedelsheim, Gönnheim und Maxdorf auflistet.
Der Ludwigshafener Gemeindebrief „Dreiklang“ hat seine Struktur in den vergangenen zehn Jahren gefunden. Mit fast 80 Seiten, das sind fast dreimal so viel wie in „Uffgebasst“, bildet die Publikation das aktuelle Geschehen in ihren drei ehemaligen Kirchengemeinden West mit der Matthäuskirche, der Apostelkirchengemeinde im Hemshof und der Kirchengemeinde Mitte mit der Melanchthon- und Citykirche ab, die 2018 zur Jona-Gemeinde fusionierten.
Obwohl die Redaktion nur vier feste Mitglieder hat – mit der Dekanin, zwei Pfarrerinnen und dem Pfarramtssekretär – klappt das dreimalige Erscheinen im Jahr vorzüglich. Alle stellen ihre Texte in einen Online-Ordner, die Fotos werden in einer Dropbox gesammelt. Das Layout besorgt Dekanin-Sohn Tobias Kohlstruck. Die jährlichen Kosten für den Gemeindebrief von rund 5000 Euro werden zu zehn Prozent aus Werbeanzeigen gedeckt. Wie in Birkenheide beschäftigt man die Gemeindebriefdruckerei, und emsige Austrägerinnen stellen die Hefte zu, ein geringer Anteil wird per Post verschickt. dob