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|   Leitartikel

Weil Weihnachten immer wichtiger wird

von Hartmut Metzger

Vierter Advent 2022 und noch immer eine Woche bis Weihnachten. Die Zeit vom ersten Advent bis zum Fest der Geburt Jesu Christi zieht sich in diesem Jahr. Sie wird spürbar lang in einem Jahr, in dem es Krieg gibt in Europa mit all den Folgen von der Energiekrise bis hin zu einer sich immer schärfer abzeichnenden Klimakatastrophe und den damit verbundenen Fluchtbewegungen weltweit. Eine schwierige Situation, die doch eigentlich ein entschiedenes Gegensteuern in größtmöglicher Einigkeit erfordert – in jedem Land auf diesem Erdkreis.

Aber hierzulande wird der Zusammenhalt immer fragiler, spalten Sternchen und Sprechpausen, Ideologien und Egoismen eine Gesellschaft, die immer bunter, immer internationaler und kulturell vielfältiger wird. Wir leben in einer Gesellschaft, die auseinanderdriftet. Reichsbürger, Festkleber und selbst der Streit um die peinliche Fußball-WM in Katar sind dafür nur äußerliche Zeichen. „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ So lautet der zentrale Satz des Böckenförde-Diktums von 1964, der angesichts 2022 recht ratlos macht.

Worauf gründet sich ein Staat, wenn er auf die verbindende Grundlage einer Religion verzichten muss? Einerseits könne er in Freiheit nur bestehen, wenn sich seine ­Freiheit aus der moralischen Substanz des Einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft reguliert. Andererseits könne er diese Kräfte nicht verordnen, ohne seine Freiheit aufzugeben, meinte Ernst-Wolfgang Böckenförde. Also braucht der Staat ein verbindendes Ethos und eine gelebte Kultur. Weihnachten ist vor Ostern sicher nicht das ­wichtigste Fest der Christenheit, aber in ­diesem Sinne wird es immer wichtiger.

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Hartmut Metzger
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