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|   Glosse

Vom Schenken in der stillen Zeit

von Klaus Koch

Christen verbinden mit Weihnachten vor allem Hoffnung. Hoffnung auf die Ankunft des Herrn. Dem Münchner Humoristen Karl Valentin reichte es schon eine Nummer kleiner. „Wenn die stille Zeit vorbei ist, wird es auch wieder ruhiger“, formulierte er seine Hoffnung an die Adventszeit. Und es ist ja auch wahr. Was macht der Mensch sich für unnötigen Stress in dieser Zeit. Der Hauptgrund ist für viele die Frage: Was soll ich wem schenken?

Es gibt unzählige Tipps fürs richtige Schenken. Besonders negativ in Erinnerung ist mir dabei ein Spruch aus meiner Kindheit und Jugend. Kein Geld verschenken! Viel zu unpersönlich. Das mag ja sein, aber die Tante mit den Markscheinen im Umschlag war mir deutlich mehr ans Herz gewachsen als die mit den Schlafanzügen, die eh immer zu groß oder zu klein waren. Es kommt also weniger aufs Geschenk an als darauf, wie der Beschenkte reagiert.

Forscher aus Kanada haben zu diesem Thema Erstaunliches herausgefunden. Männer stellen, wenn ihnen das Geschenk der Partnerin nicht gefällt, ihre Beziehung eher in Frage als Frauen. Frauen nehmen es wissenschaftlich erwiesen leichter hin, wenn der Partner mit der Gabe danebenliegt. Hat ja vielleicht auch etwas mit Erwartungshaltungen zu tun...

Aber es gibt von den kanadischen Forschern auch Hilfe in der Geschenkefrage. Alle Menschen, egal ob männlich, weiblich oder divers, nehmen ein missglücktes Geschenk fröhlicher an, wenn sie vermuten, dass es dem Schenkenden gefällt und er es nicht extra danach ausgesucht hat, ob es den Beschenkten erfreut. Es hat also einen ideellen Wert für den anderen, wenn etwas verschenkt wird, das zwar nicht ihm oder ihr, aber doch dem oder der Schenkenden gefällt. Das macht die Sache in Zweifelsfällen einfacher: Was würde ich denn von dem halten, was ich da verschenke?

Wer also keinen rechten Plan für ein passendes Geschenk hat, sollte tief in sich hineinhören und sich fragen: Was hätte ich denn gerne? Und das wird dann verschenkt. Aber bitte kein Geld! Viel zu unpersönlich.

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Geld hat jeder gern: Doch als Weihnachtsgeschenk sind die Scheine nicht sehr populär. Foto: epd
Geld hat jeder gern: Doch als Weihnachtsgeschenk sind die Scheine nicht sehr populär. Foto: epd

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