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Versöhnung als christliches Grundthema

Bedeutung des Religionsunterrichts angesichts vieler Krisen gestiegen – Klimawandel deprimiert Kinder

Der Religionsunterricht steht vor großen Herausforderungen. Die soziologischen Voraussetzungen hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt, sagte Kirchenrat Thomas Niederberger, der in der Landeskirche für Religionsunterricht zuständig ist. Die Zahl der evangelischen Schülerinnen und Schüler sinke jährlich um ein Prozent. In manchem Religionsunterricht säßen inzwischen ein Drittel Schüler ohne Bekenntnis.

Hinzu kommen nach Niederbergers Worten noch orthodoxe Christen aus der Ukraine und aus Syrien, die häufig den evangelischen Unterricht besuchten. Es sei Aufgabe der Lehrenden, diese Vielfalt zuzulassen. In Fällen, in denen es nicht genug Schülerinnen und Schüler für einen evangelischen Unterricht in einer Jahrgangsstufe gebe, habe sich der konfessionell-kooperative Unterricht bewährt. Dort werden katholische und evangelische Kinder gemeinsam unterrichtet. Im Idealfall jährlich abwechselnd von einer katholischen und einer evangelischen Lehrkraft.

Wichtig sei, dass der Unterricht weiterhin die Innenperspektive des Glaubens berücksichtige, sagte Niederberger. Dazu müsse die Lehrkraft authentisch über ihren Glauben Auskunft geben können. Dabei gehe es nicht ums Missionieren. Es sei eine Bildungsaufgabe, den Kindern zu helfen, selbst zu beurteilen, welches Glaubensangebot das richtige für sie ist.

Nach Ansicht Niederbergers ist der Stellenwert des Religionsunterrichts stark gestiegen. Angesichts der vielen Krisen wie Klimawandel, Corona und Krieg sei der Grundoptimismus vieler Jugendlicher gebrochen. Die Überzeugung, es werde schon gut weitergehen, sei abhanden gekommen. Hier könnten die tröstende christliche Botschaft und die Kraft und Zuversicht spendenden biblischen Geschichten Hoffnung geben. Und im Religionsunterricht werden auch das Leid und die Leidenden ernst genommen und nicht wie so oft die Augen davor verschlossen.

Im Religionsunterricht kämen Kinder und Jugendliche auch mit dem christlichen Grundthema der Versöhnung in Kontakt. So könnten sie respektvollen Umgang mit anderen Menschen, mit dem Planeten und nicht zuletzt mit sich selbst lernen. Die Schülerinnen und Schüler hätten großes Interesse an diesen Fragen, da viele vor allem wegen des Klimawandels deprimiert seien. Auch gebe es ein Bedürfnis nach Spiritualität, obwohl die Distanz zur Institution Kirche gewachsen sei. Natürlich müsse die ganze Schule Werte vermitteln, sagte Niederberger. Aber im Religionsunterricht seien diese Werte konkret Thema. Klaus Koch

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Tröstende biblische Botschaften: Religionsunterricht soll Kindern bei ihrer Suche nach dem richtigen Glaubensangebot helfen. Foto: epd
Tröstende biblische Botschaften: Religionsunterricht soll Kindern bei ihrer Suche nach dem richtigen Glaubensangebot helfen. Foto: epd

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