Um der Last des Alltags zu entkommen, müssen es ja nicht gleich die ganz fernen Gestade sein, wie sie beim Psalmbeter anklingen:
„O hätte ich Flügel wie Tauben, dass ich wegflöge und Ruhe fände“, wünscht er sich in Psalm 55, weil er in „die Ferne fliehen“ und in „der Wüste bleiben“ will. Auch jenseits solcher Oasen, die vielen verwehrt sind, kann man zur Ruhe zu kommen: „Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter“ (Psalm 131).
Der Begriff „Urlaub“ bedeutet mehr als nur das berechtigte Fernbleiben vom Arbeitsplatz und die weite Reise. Zwar hatte schon im Mittelalter „urloup“, wem es erlaubt war, wegzugehen. Neben dieser formalen Bedeutung löst der Begriff viele Sehnsüchte, aber auch ganz einfache und oft erfüllbare Wünsche aus: den Trott des Alltags zu durchbrechen und sich endlich Zeit zu nehmen, für das, was immer wieder zu kurz kommt. Da sind die Familie, ein Buch, der Wald, ein See und vor allem der Urlauber selbst.
Auch in Zeiten allgemeiner Verunsicherung und Bedrängnis gibt es Orte und Zeiten, an denen man sich wie weiland der Priester Esra (8, 32) eine erholsame Auszeit gönnen darf: „Und wir kamen nach Jerusalem und ruhten dort drei Tage aus.“ Nun kann jeder selbst entscheiden, was in diesem Sommer sein persönliches Jerusalem ist.