Die Hilfsbereitschaft für die vor dem Krieg nach Deutschland geflohenen Ukrainer ist sicht- und spürbar. Menschen nehmen in ihren Häusern und Wohnungen Flüchtlinge bei sich auf, helfen bei Behördengängen oder Arztbesuchen, organisieren Kleider oder Haushaltsgegenstände – oder kümmern sich im Ehrenamt darum, dass sie etwas zu essen bekommen. Tafeln verzeichnen seit dem Ukraine-Krieg enormen Zulauf, in Homburg und St. Ingbert gehören 140 neue Haushalte zu den Kunden, in Pirmasens sind es 350 Personen mehr seit Januar.
Neben den Ukrainern sind es zunehmend Deutsche, denen das Geld nicht zum Leben reicht. Und es drohen noch mehr zu werden, sagt Tafel-Bundesvorsitzender Jochen Brühl. Lebensmittel stehen aber trotz logistischer Meisterleistungen nicht unbegrenzt zur Verfügung, ehrenamtliche Kraft auch nicht (Seite 4). Erste Tafeln denken über Aufnahmestopps nach, auch wenn sie das nicht möchten. Teams, die die Pandemie hindurch unter erschwerten Bedingungen gearbeitet haben, sind am Limit. Sie machen weiter, weil sie sehen, dass der Staat die Grundversorgung der Menschen nicht hinbekommt.
So lobenswert ihr Einsatz ist: Es kann nicht sein, dass der Staat sich aus der Verantwortung stiehlt, Behörden Bedürftige zur Tafel durchwinken – und das seit Jahren. Dass Tafeln überhaupt existieren, sollte Grund sein für die Politik gegenzusteuern, anstatt die Hände in den Schoß zu legen, weil es Menschen gibt, die aus Nächstenliebe nicht anders können als zu helfen. Wer nur noch hilft, brennt aus. Dort, wo das Ehrenamt von den Kommunen gar als selbstverständlich angesehen wird, mehrt sich laut Sabine Altmeyer-Baumann, Vorsitzende des Tafel-Landesverbands, bereits der Frust.