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Synode sieht nicht alle Zusammenhänge

von Klaus Koch

Alles hängt mit allem zusammen. Das hat die Herbsttagung der Landessynode wieder gezeigt. An drei unterschiedlichen Stellen diskutierte die Synode Themen, die eng miteinander verbunden sind. Allerdings haben die Synodalen dieser Tatsache wenig Rechnung getragen.

Zunächst wurde festgestellt, dass das Dekansamt belastend sei. Nicht zuletzt, weil immer neue Aufgaben auf die mittlere Ebene verlagert werden. Nur einen Tag später kippten die Synodalen dann dieser mittleren Ebene den Beschluss vor die Füße, in neun Jahren für alle Gemeinden des Bezirks die finanzielle Belastung durch Gebäude um durchschnittlich 30 Prozent reduzieren zu müssen. Erneut einen Tag später wird entschieden, dass die Landeskirche bis 2035 klimaneutral sein soll. Doch die Beschlüsse berücksichtigen nicht, dass es sinnvoll wäre, die Reduktion der Gebäudelasten mit dem Klimaschutz zu koppeln. Schließlich sind bauliche Maßnahmen die wichtigste Voraussetzung für Klimaneutralität. Da die drei Themenbereiche von der Synode bisher nicht abschließend geregelt, sondern nur angestoßen wurden, ist noch genug Zeit, sie miteinander in Verbindung zu bringen.

Dabei könnte sich aber herausstellen, dass es nicht hilfreich war, dass die Synode eine ausgefeilte Vorlage der Kirchenregierung zum Gebäudeunterhalt kurzerhand gekippt und durch einen spontan aus dem Hut gezauberten Beschluss ersetzt hat. Die Kirchenregierung wollte offensichtlich behutsam den Versuch starten, die einzelnen Kirchengemeinden nach und nach von der Verantwortung für ihre Gebäude zu befreien. Das wollte die Synode den Gemeinden nicht antun. Es geisterten Begriffe wie Enteignung und Entmündigung der Kirchengemeinden durch die Debatte. Auf der anderen Seite wurde aber auch eingeräumt, dass das fehlende Geld für die Gebäude wie Mehltau über der kirchlichen Arbeit vor Ort liegt. In Zeiten immer knapper werdender Mittel wird sich dieses ­Dilemma weiter verschärfen.

Nun sind pfälzische Kirchengemeinden traditionell stolz darauf, sich selbst zu organisieren. Dennoch bezweifeln immer mehr Engagierte vor Ort, ob die Frage des Schimmelbefalls im Keller des Gemeindehauses oder die Reparatur des Kirchendachs wirklich zum Wesenskern kirchlicher Arbeit gehören und unzählige Sitzungsstunden kosten müssen. Eine vernünftige Lösung wäre, langfristig alle Gebäude der Landeskirche in einer Gesellschaft zu vereinen. Dann könnten sie nach wirtschaftlichen, ökologischen und regionalen Gesichtspunkten beurteilt werden. Im Idealfall hätte die Landeskirche am Ende deutlich weniger Gebäude, die umweltgerecht saniert wären und an Standorten lägen, die eine gemeinsame Nutzung mit Katholiken, der Kommune oder mehreren Nachbargemeinden möglich machten. Dafür ist derzeit vielleicht der Leidensdruck noch nicht groß genug. Aber das wird sich ändern.

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Klaus Koch
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