Das Pfarrerleben im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war nicht leicht. Es gab kein Geld für den Dienst. Dafür stiftete der jeweilige Landesherr Land, das der Pfarrer für seinen Unterhalt beackern oder verpachten musste. Pfründe hießen diese Grundstücke. Als Gegenleistung unterrichtete der Pfarrer auch noch die Schulkinder seiner Gemeinde: Pfarrer, Bauer und Lehrer in einer Person. Und das mit deutlich unterschiedlichem Lebensstandard. Wer das Glück hatte, die mit reichen Pfründen ausgestattete Pfarrstelle in Mutterstadt zu ergattern, lebte sehr viel angenehmer als ein Pfarrer in den armen Gemeinden um Kusel.
Bis heute wirken diese Zeiten der Pfründestiftungen nach. Die Pfründeverwaltung der pfälzischen Landeskirche ist Herrin über fast 3000 Hektar Land. Über 80 Prozent sind Ackerland, aber auch Weinberge, Wald, Wiesen und Weideflächen fallen darunter. „Insgesamt etwa 5000 Grundstücke, verteilt auf 2800 Pächter und 300 Personen mit einem Erbbaurecht“, sagt Renaldo Dieterich, Verwaltungsdirektor im Kirchendienst und Geschäftsführer der Pfründeverwaltung. Zu den wertvollsten Flächen der Kirche gehöre dabei ein Stück in der herausragenden Pfälzer Weinlage Kallstadter Saumagen.
Die Pfründeverwaltung gibt es seit über 100 Jahren. Sie wurde 1921 gegründet. Nachdem 1919 eine gleiche Bezahlung für Pfarrer eingeführt wurde, hatten diese ihre Pfründe nicht mehr nötig. Und selbst verpachten wollten sie nicht. Zu schnell hätten sie sich den Vorwurf eingehandelt, mit Pachtzins ihre Taschen zu füllen, sagt Dieterich. Also wurde zentral verwaltet. Die lokalen Pfründe in der Pfalz und der Saarpfalz, immerhin 225 an der Zahl, existierten jedoch bis April dieses Jahres weiter. Um die Verwaltung zu erleichtern, sind sie nun in einer Stiftung zusammengefasst. Beraten werden Dieterich und seine Kolleginnen und Kollegen von einem achtköpfigen Verwaltungsbeirat, der mit Vertretern der Landessynode und der Pfarrerschaft besetzt ist. Vorsitzende ist derzeit Oberkirchenrätin Karin Kessel.
Wie schon im Mittelalter hätten die Pfründe auch heute noch als einzigen Stiftungszweck zur Besoldung der Pfarrerschaft beizutragen, sagt Dieterich. Im Jahr 2021 erwirtschafteten er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – drei Vollzeitstellen und drei Teilzeitstellen umfasst die Pfründeverwaltung – einen Reinerlös von 1,5 Millionen Euro. In den vergangenen 30 Jahren seien es 45,7 Millionen Euro gewesen, die der pfälzischen Landeskirche zur Besoldung ihrer Pfarrer zugeflossen seien, rechnet Dieterich vor.
Um an kirchliches Land zu gelangen, müssen die Pächter einige Bedingungen erfüllen. „An oberster Stelle steht bei uns die Pächtertreue“, sagt Dieterich. Ein Pachtvertrag für Ackerland läuft normalerweise zwölf Jahre, bei Weinbergen auch länger. Wenn der alte Pächter den Vertrag verlängern möchte und sich nichts hat zuschulden kommen lassen, werde verlängert, sagt der Geschäftsführer.
Land von der Kirche kann außerdem nur pachten, wer Mitglied einer Kirche der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist. „Davon weichen wir nicht ab“, sagt Dieterich. Falls der Verwaltung zu Ohren komme, dass ein Pächter ausgetreten sei, könne der Pachtvertrag gekündigt werden. Meist werde er jedoch dann nur nicht wieder verlängert.
Ein weiteres Kriterium für Neupächter ist die ökologische Bewirtschaftung. Die Kirche habe die Aufgabe, zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen, sagt der Geschäftsführer. Die alten Pächter würden allerdings nicht dazu gezwungen, auf Öko-Landbau umzustellen. Aber er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten schon ein Auge darauf, ob jemand das Land auszehrt oder überdüngt. „In solchen Fällen reden wir mit den Leuten. Schließlich ist es unsere Aufgabe, den Wert des Stiftungsvermögens zu erhalten.“
Insgesamt ist die Nachfrage nach Land groß, sagt Dieterich. Bei den Ausschreibungen für neue Pachtverträge würden gute Ergebnisse erzielt. Allerdings werde nicht grundsätzlich an den höchsten Bieter verpachtet. „Dann hätten irgendwann die Großen alles.“ Auch kleinere und vor Ort wirtschaftende Landwirte würden berücksichtigt. „Wir sind Teil der Kirche, also haben wir eine soziale Verpflichtung.“ Klaus Koch