„Aktuelle Stunde“. So haben wir diesen Tagesordnungspunkt genannt. Aus gutem Grund. Anders als aktuell lässt sich nicht berichten in krisenhaften Zeiten. Noch immer stehen wir trotz aller Entwarnungen unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und ihrer Langzeitfolgen. Wir haben im Sommer 2021 im Ahrtal erlebt, wie schnell Menschen der Boden unter den Füßen wegbrechen kann und wie präsent Folgen des Klimawandels auch für uns sind. Seit Ende Februar beklagen wir einen Krieg auf europäischen Boden mit Bedrohung und Vernichtung von Leben, mit traumatisierten Menschen auf der Flucht, mit wirtschaftlichen Auswirkungen weltweit und auch bei uns.
Krisen sind nichts Neues. Neu ist, dass sie nicht aufeinanderfolgen, nacheinander bewältigt werden können, sondern gleichzeitig stattfinden, sich gewissermaßen addieren und gegenseitig verstärken. Wir erleben nicht Krise um Krise, sondern stecken seit Jahren in einer Multikrise, bei der kein Ende in Sicht ist. Und das macht etwas mit unserem Lebensgefühl. Mit unserer Resilienz. Mit unserer Kraft. Mit unserem Durchhaltevermögen. Mit all dem, was unsere Seele so notwendig braucht in all den niederdrückenden Nachrichten und Entwicklungen.
Menschen sind überfordert und müde. Sind es leid, immer wieder und immer mehr zu hören, dass es keineswegs besser, sondern eher schlimmer wird. Müde Menschen werden gereizt, verlieren Gelassenheit und Geduld. Empörung als Grundton in gesellschaftlichen Diskussionen, Neiddebatten und Entsolidarisierung, Moralisieren statt Argumentieren sind Begleiterscheinungen dieser krisenhaften Zeit. Und in all dem machen die mir am meisten Sorge, die still durch alle Netze rutschen und deren Not in der öffentlichen Wahrnehmung oft zu kurz kommt.
Noch immer die Kinder und Jugendlichen, die Krieg und Corona nicht einfach wegstecken, sondern als Einschnitt in ihrer Entwicklung erleben. Die Älteren unter uns, die Anspruch auf finanzielle Unterstützung hätten, das aber gar nicht wissen oder es aus Scham nicht wollen, wenn sie es wissen. Die Alleinerziehenden, die sich eh schon mit Vielfachbelastung über die Runden quälen und ratlos sind, wie sie den Heizkostenabschlag bezahlen sollen. Der ehemals so solide und stabile Mittelstand, der sich unvermutet am Rande des Armutsrisikos wiederfindet. Not hat viele Gesichter.
Unter dem Motto #wärmewinter haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie Deutschland nicht nur kurzfristige und aktuelle Maßnahmen zur Energiesituation im Blick, sondern ermutigen, die vielen Gesichter der Not zu sehen, die uns ja weit über diesen Winter hinaus beschäftigen werden. Und müssen. #wärmewinter zielt auf die gesellschaftlichen Orte, Lebenswirklichkeiten, Sozialräume ab, wo es zunehmend kälter wird und wo Wärme in jeder Hinsicht notwendig ist – sei es die einer Heizung oder die des Herzens. Freilich geht es aktuell darum, wie sich kurzfristig Energie sparen lässt und besondere Härten abgepuffert werden können. Aber auch mittel- und langfristig muss uns die Not der Menschen beschäftigen, müssen wir mit aller Energie, mit Aufmerksamkeit, Kreativität und Empathie sehen, wo es fehlt, und Lösungen finden angesichts einer sich schneller drehenden Armutsspirale.
Eine große Aufgabe beginnt mit kleinen Schritten. Deshalb soll es im Rahmen dieser „Aktuellen Stunde“ zunächst darum gehen, Sie als Synodale einerseits stichpunktartig darüber zu informieren, was in unserer Kirche getan wird, um Energie zu sparen, und andererseits ein paar Schlaglichter auf die Maßnahmen zu werfen, die kirchlich-diakonisch Hilfen für von der Energiekrise Betroffene anbieten.
Die Kirchengemeinden sind zentrale Akteure bei den Unterstützungsmaßnahmen in ihrem Sozialraum, aber gleichzeitig auch Betroffene durch die Kostensteigerungen im Energiesektor und die notwendigen Einsparmaßnahmen. Bei der Erstellung der Haushalte wurden vorsorglich bereits deutliche Kostensteigerungen für Gas und Strom im Sinne einer Verdoppelung oder gar Verdreifachung der vermuteten Energiekosten eingeplant. Dies führt bei sehr vielen Kirchengemeinden, die bereits finanziell mit dem Rücken an der Wand stehen, dazu, dass Haushalte nicht mehr ausgeglichen werden können. Dass dies die Notwendigkeit verschärft, sich mit der Zukunft von kirchlichen Gebäuden zu beschäftigen, liegt auf der Hand, greift aber natürlich nicht unmittelbar.
Um aktuell agieren und reagieren zu können, folgen viele Kirchengemeinden den Tipps und Hinweisen der „Arbeitsstelle Frieden und Umwelt“, zuletzt dem „Energiespar-Ratgeber“ vom Oktober 2022, der im Intranet zur Verfügung steht. Dort finden sich übersichtlich Hinweise zu Energieeinsparungen bei Kirchen und Gemeindehäusern, aber auch Kindertagesstätten und Verwaltungsgebäuden, also bei allen Gebäuden, die nicht ausschließlich zu Wohnzwecken dienen und damit unter die Ende August vom Bundeskabinett beschlossenen Energieeinsparverordnungen fallen, die kurz- beziehungsweise mittelfristig die Energieversorgung sichern sollen. Checklisten können behilflich sein, um gut planen zu können und den Überblick zu behalten, Textbausteine können bei der Kommunikation in die Öffentlichkeit unterstützen.
Die Rückmeldungen aus den Kirchenbezirken zeigen, dass die allermeisten Kirchengemeinden bereits Konsequenzen gezogen haben, was ihre Gottesdienste in den Wintermonaten betrifft. Viele Gemeinden feiern Gottesdienst im Gemeindehaus im Sinne einer „Winterkirche“, wie sie vielerorts bereits seit Jahren üblich ist. Die Anregung aus den Reihen der Dekane, statt „Winterkirche“ den Begriff „Wärmekirche“ zu verwenden, halte ich für sinnvoll. Andere schaffen zusätzlich Decken beziehungsweise Heizkissen für die Besucherinnen und Besucher an oder denken über die Installation einer Bankheizung zumindest in den ersten Reihen nach. Wo es sich anbietet, gibt es Verständigung mit der katholischen Gemeinde über wechselseitige Raumnutzungen oder mit der kommunalen Gemeinde über die Nutzung von Räumlichkeiten in Dorfgemeinschaftshäusern.
Wenn die Heizung im Gemeindehaus oder auch in der Kirche läuft, wird das Angebot gerne über den Gottesdienst hinaus im Sinne von Kirchenkaffee oder Imbiss verlängert, um die Heizwärme möglichst gut und nachhaltig zu nutzen. Angebote und Veranstaltungen für Gruppen und Kreise in Gemeindehäusern werden zum Beispiel in Ludwigshafen und Germersheim auf bestimmte „Heiztage“ komprimiert. In Kusel wird über ein Betreuungsangebot in Kitas mit ehrenamtlichem Engagement am Wochenende nachgedacht. Alles in allem lässt sich aus den Rückmeldungen deutlich sehen, dass es einmal mehr keinen Königsweg gibt, der für alle passt. Aber in den Kirchengemeinden werden Wege gefunden, die angemessen sind für die jeweiligen Orte und die dort lebenden Menschen. Eingeübte Kooperationen und eingespielte Netzwerke vor Ort wie auch die bereits in der Corona-Zeit gemachten Erfahrungen erweisen sich als hilfreich.
Die Gebäude des Landeskirchenrates gelten als „öffentliche Gebäude“ und fallen deshalb unter die beiden bereits genannten staatlichen Energieeinsparverordnungen. Dementsprechend haben wir unverzüglich reagiert und verschiedene Maßnahmen seit 1. Oktober auf den Weg gebracht: Die dezentralen Trinkwassererwärmungsanlagen wurden ausgeschaltet, die Außenbeleuchtung in den Innenhöfen am Domplatz und am Roßmarkt wird bereits um 20 Uhr abgeschaltet, die Heizung in allen Dienstgebäuden wird von Mittwochabend bis Montagmorgen auf Nachtabsenkung heruntergefahren. Für alle Gemeinschaftsflächen in den Häusern wie Flure, Eingangshallen oder Lagerräume gilt eine Höchsttemperatur von 15 Grad, für die Büros und Sitzungsräume von 19 Grad. Die Mitarbeitenden sind gehalten, ihre Arbeit Montag bis Mittwoch präsentisch, am Donnerstag und Freitag in Telearbeit zu erledigen. Dienstbesprechungen und Sitzungstermine in Präsenz sollen gleichfalls in den Zeitraum von Montag bis Mittwoch verlegt werden.
Angesichts der bisher recht milden Temperaturen lässt sich derzeit noch nicht ermitteln, ob und wie sich diese Regelungen auf den Energieverbrauch auswirken. Wir werden engmaschig prüfen und die derzeitigen Maßnahmen an die Ergebnisse anpassen. Für unsere Mitarbeitenden bringen sie nach den Einschränkungen der Corona-Jahre eine erneute Sondersituation für die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit. Mein Dank gilt deshalb an dieser Stelle allen unseren Mitarbeitenden im Landeskirchenrat, die mittlerweile seit Jahren trotz und alledem engagiert und zuverlässig ihren Dienst tun – ob in ihrem Büro in der Behörde oder zu Hause.
Im September wurde an alle einkommensteuerpflichtigen Erwerbstätigen eine einmalige Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro ausgezahlt, die zu versteuern sind. Bereits im Sommer haben sich alle Landeskirchen innerhalb der EKD darauf verständigt, die damit einhergehenden Kirchensteuer-Einnahmen weiterzugeben an die, denen das Geld ja eigentlich zukommen soll. Derzeit gehen wir von 1,2 Millionen Euro aus, die auf unsere Landeskirche entfallen. Sobald der nächste Schritt – die Energiepreispauschale für Rentnerinnen und Rentner – kommt, kann sich diese Summe erhöhen. Die Aufgabe der zentralen Verteilung dieser Mittel hat die Landeskirche dem Diakonischen Werk übertragen, das über ein flächendeckendes Netz an Sozial- und Lebensberatungsstellen verfügt. Verwendet werden soll das Geld für Einzelfallhilfen, die direkt über die Beratungsstellen, aber auch über Dekanate, Kirchengemeinden oder Sozialstationen geleistet werden können. Aber auch für Aktionen von Kirchengemeinden, Dekanaten und diakonischen Einrichtungen sind Gelder auf Antrag verfügbar. Wichtig ist, dass sowohl die Vergabe der Mittel wie auch die Abrechnung zentral über das Diakonische Werk organisiert ist. Bereits jetzt ist eine Zunahme des Bedarfs spürbar, gerade auch auf dem Hintergrund der zahlreichen Geflüchteten aus der Ukraine. Je nach Auswirkung der Initiativen und Schutzpaketen des Bundes ist mit einer deutliche Zunahme von Hilfesuchenden mit Beginn des neuen Jahres zu rechnen.
Die Einzelfallhilfen stehen allen Menschen offen, die einen Wohnsitz im jeweiligen Einzugsgebiet nachweisen können, und sollen möglichst unbürokratisch auf Grundlage eines Beratungsgesprächs und nach Prüfung anderer gesetzlicher Möglichkeiten gewährt werden. Sie dienen der Deckung einer besonderen Notlage, die akut ist und nicht zeitnah durch sozialarbeiterische Interventionen gelöst werden kann. Nach den Vergabekriterien liegt ein hilfefähiger Sofortbedarf vor, wenn existentielle Lebensgrundlagen bedroht sind (zum Beispiel Nahrung, Medikamente, Kleidung, Heizung, Wasser, Strom, Obdach), wenn die Kosten für das Mittagessen in Kitas und Schulen nicht bezahlt werden kann und keine sonstige Unterstützung greift, wenn die Teilhabe von Menschen am gesellschaftlichen Leben gefährdet ist (zum Beispiel durch fehlende Mobilität, Möglichkeiten zur kulturellen Teilhabe und so weiter) und wenn die Würde von Menschen gefährdet ist (zum Beispiel die sexuelle Selbstbestimmung).
Diese Bedarfe gelten analog für Kinder und Jugendliche. In diesem Fall greift aber der Kinderhilfsfonds, der sich aus zweckgebundenen Mitteln speist und um 50.000 Euro aufgestockt wird. Projekte und Aktionen können gefördert werden, die Entlastung für betroffene Menschen schaffen. Dazu zählen zum Beispiel Mahlzeiten, Tafeln, Wärmestuben, Kleiderkammern. Die Förderung bezieht sich nicht auf die dabei entstehenden Energiekosten. Förderfähig sind darüber hinaus Veranstaltungen, bei denen kirchliche Gebäude wie Kitas zusätzlich geöffnet werden, um zum Beispiel am Wochenende Familien mit Kindern zu unterstützen.
Zunächst einmal sind damit erste Schritte der Unterstützung möglich, aber es muss uns klar sein, dass auch ein Betrag von 1,2 oder vielleicht 1,5 Millionen Euro endlich ist – je nachdem, wie sich die Lage entwickelt und wie lange wie viele Menschen verstärkt Unterstützung benötigen. In diesem Sinne werden wir rechtzeitig darüber nachdenken müssen, wie sich je nach Entwicklung der Krise Kontinuität in der Hilfe gewährleisten lässt.
Neben Beratungseinrichtungen der Diakonie machen auch Kirchengemeinden die Erfahrung, dass die Zahl von Unterstützungsbedürftigen wächst. Aus Kirchenbezirken wird berichtet, dass bereits seit Wochen die Zahl der Nachfragen um Hilfe sowohl bei der Diakonie wie auch bei den Pfarrämtern signifikant steigt. Bei den mancherorts angebotenen freien Mahlzeiten wird eine stärkere Frequenz verzeichnet. Sofern ein Bedarf nach „Wärmeinseln“ oder „Wärmestuben“ erkennbar ist, können Kirchengemeinden reagieren, die entsprechenden Überlegungen werden in den Dekanaten in Absprache untereinander angestellt. Grundsätzlich lässt sich als Tendenz festhalten, dass die Bereitschaft groß ist, bereits bestehende Angebote bedarfsgerecht auszuweiten.
In Ludwigshafen sollen zum Beispiel die Zeiten der Suppenküche ausgeweitet und so für den Tag eine warme Stube angeboten werden. Die Kooperation mit dem Haus der Diakonie wurde verstärkt, so dass in der Suppenküche Schuldnerberatung und Verbraucherschutz präsent sein können. In Bad Bergzabern wurden in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und dem Service-Club Zonta ein Energiefonds und ein Fonds Altersarmut ins Leben gerufen.
Außerdem wird geprüft, ob über Ehrenamtliche niederschwellig eine Art Energieberatung angeboten werden kann, bei der die Verbrauchsquellen in Wohnungen gecheckt und Einsparmöglichkeiten aufgezeigt werden. In Kusel kooperiert man engmaschig mit der „Tafel“, von wo Lebensmittel auch über die Kirchengemeinden und Sozialstationen an bedürftige Rentnerinnen und Rentner gehen können, die alleine den Weg zur „Tafel“ nicht finden. In Kaiserslautern plant der Gemeindepädagogische Dienst niedrigschwellige Angebote, die in trockenen und warmen Räumen stattfinden und gerade auch Geflüchtete im Blick haben. Im Kirchenbezirk Homburg stellt eine Kirchengemeinde ihr Gemeindehaus als Wärmestube zur Verfügung, die bei Bedarf auch Obdachlose aufnimmt. In Speyer setzt man im Martin-Luther-King-Haus auf die eingeführten „MahlZeiten“, die dann gleichzeitig „Wärmeraum“ sind.
Mancherorts wird bereits sehr eng mit den Kommunen kooperiert, andernorts steht zu vermuten, dass mit zunehmender Kälte die Netzwerke sich verstärken werden. Dass wir in Kirche und Diakonie, in Beratungsstellen und Kirchengemeinden selbstverständlich unsere gesellschaftliche Verantwortung als Christen und Christinnen spüren, Menschen in Not zu unterstützen, geht aus dem bisher Gesagten deutlich hervor, soll aber gerne noch einmal eigens betont werden. Freilich soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass all das, was vor Ort passiert, nicht möglich ist ohne das Engagement Haupt- und Ehrenamtlicher. Deshalb mein großer Dank an dieser Stelle an all die, die sich mit Kreativität, Zeit und Herzenswärme einbringen, um der Kälte zu wehren. Auch für sie steht #wärmewinter.
Für alle Angebote, die bereits in Planung sind oder noch kommen werden, für weiterführende Überlegungen, wie dieser Krise angemessen begegnet werden kann, hat die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) im Auftrag der EKD Handlungsempfehlungen veröffentlicht, die grundsätzliche Gesichtspunkte nennen. Angebote sollen bedarfsgerecht gemacht werden und sich an dem orientieren, was vor Ort gebraucht wird. Nicht nur im Austausch mit den ortsansässigen Netzwerkpartnern, sondern im direkten Austausch mit Betroffenen lässt sich in aller Regel ermitteln, was vonnöten ist.
Unsere Angebote sind wichtig, aber nicht die einzigen. Insofern ist es klug, sich mit anderen im Sozialraum zu vernetzen und zu verbünden, um möglichst Doppelungen oder Versorgungslücken zu vermeiden. Dabei wird dringend geraten, die eigenen Ressourcen im Blick zu behalten und sich machbare Ziele zu setzen.
Unsere Räume sind in diesen Zeiten ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Unter der Maßgabe, dass gezielt beheizt werden muss, ist jetzt bereits zu erkennen, dass in der Schaffung von Wärmeräumen ein Schwerpunkt unseres Angebots liegt. In Kooperation mit anderen können neben einem Ort zum Aufwärmen auch Beratungs- und Versorgungsangebote anderer Netzwerkpartner Platz finden.
Wir können „Informationsagenten“ sein. Viele Menschen wissen nicht, worauf sie Anspruch haben. Gerade auch Haushalte, die bisher keinen Anspruch auf Sozialleistungen hatten, können jetzt anspruchsberechtigt sein. Dabei geht es nicht darum, selbst beratend tätig zu sein, sondern an professionelle Beratungsstellen zu vermitteln. Es besteht nachweislich ein hoher Informationsbedarf in Hinblick auf Grundsicherung und die Entlastungsmöglichkeiten bei der Energieversorgung. Hier können wir aufmerksam sein und Menschen unterstützen.
Aufmerksam sein können wir auch in Hinsicht auf Armut, die nicht auf Anhieb sichtbar ist. Kitas, Schulen, Sozialstationen können wichtige Hinweise liefern. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt und Kontakt auf Augenhöhe. In aller Regel geht es dabei um Menschen, die bereits alles versucht haben, ihre Probleme selbst oder mit Hilfe von Familie und Freundeskreis zu lösen. Das verdient Respekt.
Bei den Überlegungen und Planungen, was sinnvoll sein kann, gilt das, was in vielen anderen Bereichen auch gilt: nicht über Menschen und ihre Bedarfe reden, sondern mit Menschen über ihre Bedarfe reden.
Soweit die Hinweise in Kürze von „midi“. Um der Dynamik der Entwicklungen gerecht zu werden, haben wir im Landeskirchenrat aber auch eine eigene „Taskforce #wärmewinter“ aus Mitarbeitenden des Landeskirchenrates und des Diakonischen Werkes eingerichtet, die sich in dieser Woche zum ersten Mal getroffen hat. Die Runde dient der besseren Vernetzung der verschiedenen inhaltlich mit der Energiekrise befassten Arbeitsbereiche, so dass Informationen ausgetauscht und Ideen miteinander abgesprochen werden können.
Neben vielen diakonischen Aspekten, die auf der Hand liegen, ist es uns ein Anliegen, Materialien zur Verfügung zu stellen, die unterstützend für Gottesdienste und Andachten sind. Es geht in dieser Krise definitiv um praktische Hilfe, aber auch und immer um das, was uns als Kirche im Kern auszeichnet: Wir verstehen etwas von Hoffnung und Herzenswärme.
Menschen sind müde, habe ich zu Beginn behauptet. Und höre das auch in Rückmeldungen aus Kirchenbezirken und Kirchengemeinden. Die Jahre der Krise haben ihren Tribut gefordert, das ständige Umplanen und Organisieren kostet Kraft, unsere Haupt- und Ehrenamtlichen sind nicht anders als alle anderen Menschen und stehen selbst und auch sehr persönlich unter dem Eindruck von Krisen und ihren Begleiterscheinungen. Deshalb ist es mir wichtig, am Ende meiner Ausführungen neben dem Sparen und Investieren von Energie auch der Frage nachzugehen, woher denn die Energie kommen soll und kann, die uns als Kirchenleute durchhalten lässt und motiviert.
Für mich steckt sie nach wie vor in biblischen Sätzen wie dem im 1. Josuabuch, wo Gott zu einem komplett erschöpften und zukunftsbangen Josua sagt: „Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ Mit diesen Worten im Herzen macht sich Josua auf und motiviert ein ganzes Volk zum finalen Schritt ins neue Land. Sie werden sich gegenseitig über den Fluss geholfen haben, sich am abendlichen Lagerfeuer von ihren Hoffnungen und Ängsten erzählt haben. Die Jungen werden den Alten das Gepäck abgenommen haben. Und die Alten werden den Jungen davon erzählt haben, dass der Blick zurück nach 40 Jahren Wüstenwanderung keine Option ist. Und so gehen sie gemeinsam und setzen gemeinsam ihren Fuß auf neues Land.
Aus Geschichten wie diesen ziehe ich Kraft in all den Herausforderungen, die uns als Kirche und Gesellschaft gestellt sind. Es sind keine naiven Mären, sondern durch die Zeit tragende Narrative, die das stark machen, was jede Generation in ihrer Zeit braucht: Gemeinschaft und Hoffnung. Und den Glauben an einen Gott, der mit durch die Geschichte geht. Der Menschen aufrichtet, wenn sie in die Knie gehen. Der Orientierung gibt, wenn Verirrung droht. Der mit seinem Geist aus verhärteten Herzen hörende Herzen machen kann. Damit aus einem Winter ein Wärmewinter wird. Ein #wärmewinter. In dem es um sehr konkrete Dinge wie Energieversorgung und Armutsbekämpfung geht. Aber all das unter dem Vorzeichen von Herzenswärme, die den anderen sieht und sich von seiner Not beeindrucken lässt.
Füreinander da sein. Aber nicht allein. Sondern mit Gott füreinander da sein. Das können wir sein und davon können wir einander erzählen. In Gottesdiensten, auf der Straße, beim Hausbesuch, am eigenen Esstisch. Wir steuern auf Advent und Weihnachten zu, wo wir einmal mehr die größte Hoffnungsgeschichte aller Zeiten hören. Die, in der Gott Wohnung bei den Menschen nimmt, einer von uns wird und mit seiner Botschaft Bewegung in die Welt gebracht hat. Noch immer sind wir ein Teil dieser Bewegung, dieser Gottes-Energie. Ihr vertraue ich mich an. Jeden Tag aufs Neue.