Die Kirchen suchen nach Wegen, weiter sichtbar zu sein: In Gottesdiensten, Kindertagesstätten, der Schule, Altenpflegeheimen; durch Begleitung an den Schwellen des Lebens, von Segensfeiern für werdende Eltern über die Taufe und Hochzeit bis hin zur Beerdigung. Äußerliche Sichtbarkeit versprechen die Kirchengebäude, die aber, so sie denn bröckeln, schnell zu den Sorgenkindern zählen. Den Spendentopf füllen Kirchengemeinden schon seit längerem, je nach Sanierung, mit dem Verkauf von Orgel- oder Turmweinen, selbst gemachter Marmelade und etlichem mehr.
Auf backwütige Domverbundene setzt der Dombauverein Speyer mit seinem neuesten Produkt. Die Grabkrone Kaiser Konrads II., die riesenhaft im Dom als Nachbildung von der Decke hängend die Blicke auf sich zieht, gibt es jetzt im Taschenformat – als Plätzchenausstecher. Beigelegt ist den Ausstechern ein Rezept für Saliergebäck. Die Idee kommt nicht von ungefähr. Schließlich ging schon der Dom-Ausstecher zur besten Plätzchenbackzeit im vergangenen Advent weg wie geschnitten Christstollen.
Die evangelischen Geschwister in der Domstadt lässt dieser Erfolg ruhig. Ähnliche Ausstecher für die Gedächtniskirche sind nach ersten Informationen des KIRCHENBOTEN nicht geplant. Der Dom sei eben auch Weltkulturerbe, wird die große Merchandising-Palette erklärt – von den „Domgeistern“ Williams-Christ und Feigenlikör über Schokolade und Sekt bis zu Holzanhängern und edlen Pins aus Silber und Gelbgold.
Offenbar eignet sich die Gedächtniskirche ob ihres neugotisch schmalen Turms weniger für stabile Kekse. Das zumindest legen Ausstecher des architektonisch ähnlichen Kölner Doms nahe, die eigener Erfahrung nach wenig stabiles Backwerk produzieren. Damit sind sie aber dem Zustand von Kirche im allgemeinen heute gar nicht so fern. Und ganz unter uns: Wenn es weniger Kirchenmitglieder gibt, müssen ganz einfach kleinere Plätzchen gebacken werden. Wenn das Rezept stimmt…