Wenn die Kurve weiterhin so nach unten gehe, stehe die pfälzische Landeskirche irgendwann bei Null. So kommentierte Oberkirchenrätin Marianne Wagner vor der Landessynode die Grafik zur Entwicklung der Mitgliederzahlen. Das, beeilte sie sich hinzuzufügen, werde aber nicht geschehen. Da hat die Personaldezernentin wahrscheinlich recht. Aber ab wann aus der Abwärtsbewegung der Kurve eine Seitwärtsbewegung wird, kann niemand voraussehen. Dass es dereinst einmal wieder aufwärts geht, ist unwahrscheinlich.
Angesichts des verheerenden Trends sind Kirchenvertreter im ganzen Land auf der Suche nach Lösungen. Dabei zeichnet sich noch nichts ab, was wirklich Hoffnung machen könnte. Natürlich ist der neue Oberkirchenrat Markus Jäckle auf der richtigen Fährte, wenn er dazu auffordert, die Menschen zu fragen, welche lebenstaugliche Hilfe sie vom Protestantismus erwarten. Aber alle Wünsche wird die Kirche nicht erfüllen können. Sie vertreibt kein Produkt, das sie je nach Marktlage durch ein anderes ersetzen könnte. Die Frohe Botschaft eines gnädigen Gottes ist nun einmal das zentrale kirchliche Angebot.
Also muss sich am Marketing etwas ändern. Und das sollte schon im Studium beginnen. Dort lernen die jungen Theologen vor allem, die biblischen Schriften historisch und exegetisch zu untersuchen. Die zeitgemäße Vermittlung der Texte spielt eine eher untergeordnete Rolle. Das ist nicht gut. Natürlich ist es der Idealfall, wenn eine Gemeindepfarrerin eine kluge Theologin und eine menschennahe Seelsorgerin ist. Aber in diesen schweren Zeiten ist die zweite Eigenschaft die wichtigere.
Auch wenn die Kirche schrumpft, sollte sie doch alles daransetzen, für die Menschen in den Städten und Dörfern ein Ort stärkender Spiritualität, aufbauenden Zuspruchs und tatkräftiger Hilfe zu sein. Diese Orte müssen nicht immer von Pfarrerinnen und Pfarrern gestaltet und bespielt werden. Aber die Präsenz des geistlichen Personals in der Fläche darf ein gewisses Maß nicht unterschreiten, damit andere Hauptamtliche und die Ehrenamtlichen Orientierung und Hilfe bekommen, wenn sie das brauchen.
Und da wird es in Zukunft zu Verteilungskämpfen kommen. Schon jetzt hat ein Synodaler gefragt, für was die Kirche einen Oberkirchenrat braucht, der für Diakonie und Kirchenmusik zuständig ist, wenn es doch einen Landeskirchenmusikdirektor und einen Landesdiakoniepfarrer gibt. Und bei Gesprächen mit Vertretern aus den Kirchenbezirken ist zu hören, dass die guten und sinnvollen Beschlüsse zur Zusammenarbeit vor Ort für ihren Bezirk leider wenig bringen, weil es dort zu wenig Personal zum Zusammenarbeiten gibt. Und in dieser Situation richtet sich manch neidischer und auch manch kritischer Blick auf die Behörde Landeskirchenrat, in der es mehr ordiniertes Personal gibt als in manchen Kirchenbezirken.