„In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen keine zwei.“ Das sagte Papst Franziskus im Gespräch mit den europäischen Jesuitenzeitschriften. Aber Vorsicht: Er antwortete damit auf die Frage: „In Deutschland haben wir einen Synodalen Weg, den manche für ketzerisch halten, aber in Wirklichkeit ist er sehr nah am wirklichen Leben. Viele verlassen die Kirche, weil sie ihr nicht mehr vertrauen … Was denkst du darüber?“ Und der Papst betonte, dass er diese Antwort dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gegeben hat.
Die Antwort darf zum einen als eine sehr deutliche Absage an den Synodalen Weg der deutschen Reformkatholiken gewertet werden. Zum anderen gibt sie zu erkennen, dass der Papst mitsamt seiner Weltkirche nicht deutsch oder gar evangelisch werden will. Aus römischer Sicht kann man nur sagen: aus gutem Grund. Für den Vatikan in Rom ist das deutsch-katholische Reformprojekt mit den Themen Priestertum der Frau, katholische Sexualmoral, priesterliche Ehelosigkeit und Machtmissbrauch eine olle Kamelle – regional verankert und aktuell angetrieben von schlimmen Missbrauchsfällen sowie dem vielfachen Versagen bischöflicher Macht. Für Rom ist das aber kein Argument gegen die apostolische Sukzession und die bischöfliche Verfasstheit der Kirche.
Bereits Mitte der 1980er Jahre schrieb der bekannte Speyerer Weihbischof Ernst Gutting sein in verlegerischer Hinsicht sehr erfolgreiches Buch „Offensive gegen den Patriarchalismus – Für eine menschlichere Welt“; erschienen im Frauenforum bei Herder. Nun veröffentlicht der ausgetretene Speyerer Generalvikar Andreas Sturm ebenfalls bei Herder sein „Ich muss raus aus dieser Kirche“, in dem er dem Synodalen Weg der Deutschen keine Zukunft mehr einräumt.
Ist das Buch des Speyerer Weihbischofs noch von liebevoller Hoffnung getragen, hat im Buch des früheren Speyerer Generalvikars der nüchterne Realismus gesiegt – bis hin zur Frage, wer die Enttäuschten des Synodalen Wegs schließlich auffangen soll. „In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche“, sagt der Papst und meint damit sicherlich nicht deren neue Heimat.
Dem Vatikan ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nicht weniger suspekt wie der Synodale Weg der deutschen Katholiken. Außerhalb ihrer kirchlichen Echoräume (ich höre nur Zustimmung und freue mich) ist die evangelische Kirche als eine Glaubensgemeinschaft mit gesellschaftlicher Relevanz kaum noch erkennbar. Wahrgenommen wird sie eher als großer, bunter Flickenteppich, der für alle und für alles noch ein Plätzchen findet. Von dem Augustinermönch Luther und seiner Frage „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ entfernt sie sich geschmeidig. In Deutschland gibt es aber schon sehr gute Organisationen für Sinnvolles und für alles nur erdenklich Mögliche.