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|   Glosse

Der Papst verkrümelt sich

von Hartmut Metzger

Etwas respektlos. Vielleicht. Aber wie soll man es schon nennen, wenn der Papst die deutschen Bischöfe zum Abschluss ihres einwöchigen Ad-limina-Besuchs so lieblos in den Regen stellt. So hat sich der Limburger Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, nach eigenem Bekunden sogar erkältet bei diesem alle sieben Jahre erforderlichen Pflichtbesuch. Der einen Seite kam er zur Erklärung ihres Synodalen Wegs gelegen, der anderen Seite eher nicht.

Und so traf es die deutschen Bischöfe wie auch das vatikanische Presseamt völlig unvorbereitet, als der Papst am Freitag zu einem offiziellen Gespräch mit den Bischöfen und seinen Behördenleitern nicht selbst erschien. Und da er nach den Recherchen römisch-katholischer Medien an diesem Tag auch keine weiteren Verpflichtungen hatte, drängt sich eine Schlussfolgerung geradezu auf. Es lag am Thema: dem Reformprojekt Synodaler Weg, das an diesem Morgen im Mittelpunkt stehen sollte und seit Jahr und Tag der zentrale Streitpunkt zwischen Vatikan und deutschen Katholiken ist.

Es geht um die Macht in der Kirche, um Weiheämter für Frauen, den Pflichtzölibat der Priester und die Rolle der Sexualität. Er habe in keiner der „bedrängenden Fragen“ gehört, dass das Gespräch eröffnet sei, erklärte Bischof Bätzing zum Abschluss des Besuchs – und: „Wir sind katholisch, und wir bleiben es, aber wir wollen anders katholisch sein.“ Das ist etwas schwierig in einer Weltkirche, in der solche Reformschritte schon für europäische Teilkirchen unvorstellbar sind. Und der Papst hatte vor Monaten elegant erklärt, dass Deutschland keine zweite evangelische Kirche brauche.

So steht die Mehrheit der deutschen Bischöfe zwischen Baum und Borke, zwischen den deutschen Katholiken mit ihrer Reformfreude und dem unbedingten Beharrungsvermögen des Vatikans. Eine Minderheit der deutschen Bischöfe scheut diese unbequeme Lage und den Synodalen Weg. Hat sie etwa Angst vor einer „ecclesia semper reformanda“ und vor der Eigendynamik der Reform? Das ist diesen gestandenen Kirchenmännern sicherlich nicht zu unterstellen. Sie erschreckt doch eher die Horrorvision von einer Deutschen Bischofskonferenz, die sich mit Tempolimits auf Autobahnen befasst und festgeklebte Klima-Aktivisten gut finden soll. Warum nur hat sich der Papst versteckt?

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Horrorvision für Kirchenmänner: Muss sich die Bischofskonferenz bald mit einem Tempolimit beschäftigen? Foto: pixabay
Horrorvision für Kirchenmänner: Muss sich die Bischofskonferenz bald mit einem Tempolimit beschäftigen? Foto: pixabay

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